Coquelicot-zaka kara ist ein Anime von Studio Ghibli, welcher 2011 erschien. Die deutsche Version wird von Leonine Anime, Frenetic Films AG und Netflix lizenziert und zu der Mohnblumenberg umbenannt. Der Film kann im Handel erworben werden. Dieser Anime wird hauptsächlich als Alltagsdrama und Romanze weiterempfohlen.
Handlung:
Die Handlung spielt in Yokohama in den 1960er Jahren und dreht sich um das Schulmädchen Umi Komatsuzaki und den Jungen Shun Kazama. Die 17-jährige Umi ist ein verantwortungsbewusstes Mädchen, das sich sehr nach ihrem im Koreakrieg gefallen Vater sehnt. Da ihre Mutter als Ärztin oft unterwegs ist und zur Zeit in Amerika lebt, wohnen Umi und ihre Geschwistern im großen Haus der Großmutter. Umi kocht, kümmert sich um den Haushalt und die Bilanzen. Ihr Alltag beschränkt sich auf Arbeit und Schule. Jeden Morgen hisst sie mit Blick auf das Meer die Signalflaggen zu Ehren ihres verstorbenen Vaters. Diese Flaggen veranlassen den Chef der Schülerzeitung Shun Kazama ein Gedicht zu schreiben und in der Schülerzeitung zu veröffentlichen.
Die beiden vaterlosen Jugendlichen freunden sich an und verbringen viel Zeit miteinander. Sie engagieren sich für den Erhalt eines Klubhauses, welches wegen der anstehenden Olympischen Spiele abgerissen werden soll. Eine leise Romanze bahnt sich zwischen den beiden Jugendlichen an, die jedoch unter keinem guten Stern steht: Tragische familiäre Verwicklungen scheinen es den beiden unmöglich zu machen, Gefühle füreinander zuzulassen…Können die Schüler den Abriss verhindern? Warum geht Shun plötzlich auf Distanz? Um was geht es in dem wohl behüteten Familiengeheimnis?
Synchronsprecher der deutschen Version:
Umi Matsuzaki = Laura Maire
Shun Kazama = Tim Schwarmaier
Shiro Mizunuma = David Turba
Miki Hokuto = Beate Pfeiffer
Ryoko Matsuzaki = Claudia Lössl
Hana Matsuzaki = Dagmar Dempe
Akio Kazama = Crock Krumbiegel
Yoshio Onodera = Walter von Hauff
Tokumaru = Ekkehardt Belle
Sachiko Hirokoji = Kathrin Gaube
Nobuko Yokoyama = Farina Brock
Yuko = Katharina Schwarzmaier
Riku Matsuzaki = Felix von Opel
Sora Matsuzaki = Paulina Rümmelein
Saori Makimura = Angela Wiederhut
Gen = Matthias Klie
Sawamura = Patrick Schröder
Yamazaki = Johannes Raspe
Fischverkäufer = Gerhard Jilka
Tokumarus Sekretärin = Alisa Palmer
Philosophie-Clubleiter = Andreas Wilde
Mimura = Daniel Schlauch
Tomoko = Sonja Reichelt
Yoshino = Patrick Roche
Ryouko Matsuzaki (jung) = Claudia Lössl
Mein Fazit:
Auf dem Filmfestival von Venedig 2013 gab Regie-Legende Hayao Miyazaki bekannt, dass es sich bei seinem jüngsten Film „The Wind Rises“ um seine letzte Regiearbeit handeln wird. Sein Sohn Goro Miyazaki fühlt sich verpflichtet in die übergroßen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Ob ihm diese, fast schon unmögliche Nachfolge gelingen kann, wird uns die Zukunft zeigen. Zwar erreicht der Regisseur noch nicht die Brillanz seines Vaters, entwickelt sich aber zu einem Filmemacher, den man im Anime-Genre beobachten sollte.
Am Ende ist Der Mohnblumenberg ein animiertes Drama, welches beweist, dass Goro Miyazaki nach seinem leicht durchwachsenen Einstand mehr auf dem Kasten hat, als ihm mancher zugetraut hätte. Er hat sich offensichtlich Mühe gegeben, doch befindet er sich weiterhin auf der Suche nach seinem eigenen Stil. Basierend auf einem Manga von Tetsurô Sayama erinnert uns Miyazaki daran, was es heißt ein Teenager zu sein. Wo Blicke und Gesten alles bedeuten können und nichts so schwierig erscheint, wie das eigene Innenleben in Worten auszudrücken. Studio Ghibli wollte sich die Chance nicht entgehen lassen von ihrem Konzept abzuweichen und eine fast schon alltägliche Geschichte erzählen zu können.
Goro Miyazakis zweites Werk strahlt wesentlich mehr Ruhe und Fokus aus als sein erster Film Die Chroniken von Erdsee. Trotz der Sprünge zwischen den verschiedenen Erzählsträngen bleibt der Anime durchgehend schlüssig und wirkt dadurch abwechslungsreich und unterhaltsam. Schon die Musik und die ersten Einstellungen machen klar, dass „Der Mohnblumenberg“ zu den eher seltenen Werken aus dem Hause Ghibli gehört, welche weder mit fantastischen noch mit mystischen Elementen punkten, sondern deren Zauber einen anderen Namen trägt: Nostalgie!
Der Mohnblumenberg“ erzählt auf ruhige Art und Weise eine Alltagsgeschichte, die sich auf zwei Handlungsstränge konzentriert, die beide nicht besonders innovativ bzw. nicht einzigartig sind. Zum einen wird gezeigt, wie Schüler ihr Klubhaus vor dem Abriss bewahren wollen und zum anderen wird eine jugendliche Romanze entfaltet. Der Film mag zwar eine Weile brauchen um in die Gänge zu kommen, aber dank der sympathischen Hauptfiguren, mit denen man sich auch als westlicher Zuschauer bestens identifizieren kann, lassen einen über die ein oder andere Schwäche gerne hinwegsehen.
Jeder Charakter ist für sich entsprechend tragisch und bietet eine ungewöhnliche Tiefe. Goro Miyazaki schafft es von der ersten Sekunde, dass das Publikum sich in die Hauptcharaktere hineinfühlen kann. Das gemächliche Tempo nutzt Miyazaki, um sich Zeit für die Darstellung alltäglicher Aufgaben und Rituale zwischen Schulbesuchen und Haushaltstätigkeiten zu nehmen. Für einen Ghibli-Film ist der Stoff ungewöhnlich zurückgenommen und realistisch. Typisch sind dagegen die jugendlichen Protagonisten und die kitschfreie Liebesgeschichte, die sehr einfühlsam und authentisch erzählt wird.
Die Handlung um das baufällige Klubhaus dient dabei mehr als Vehikel, um Umi und Shun als Charaktere zu beleuchten. Ihr Idealismus bringt sie zusammen und verleiht ihnen einen gemeinsamen Antrieb. Gleichzeitig wirkt Der Mohnblumenberg durch seine fast schon “banale” Geschichte eben wie aus dem Leben gegriffen, was Plot und Figuren durch die subtile Inszenierung sehr nahe an den Zuschauer heranbringt. Bei der damaligen Jugend spürt man noch den idealistischen Geist, der dem Land und der Gesellschaft später während des Wirtschaftsbooms abhanden kommen wird. Die junge Umi versucht tatsächlich die ganze Last ihrer kleinen Welt zu schultern und berührt das Publikum mit ihrer gütigen, entschlossenen und hilfsbereiten Art. Sie scheint geradezu ein Paradebeispiel an japanischer Tugendhaftigkeit zu sein, denn sie ist stets zuvorkommend und immer tüchtig.
Die relativ realistische Herangehensweise erinnert am ehesten an Die Stimme des Herzens – jedoch mit mehr emotionaler Wirkung. Ob Kinder etwas mit dem Film anfangen können, kann ich nur bedingt beurteilen. Es dürfte ihnen auf jeden Fall schwer fallen die Fakten des Films zu verstehen. Doch um Spaß mit dem Anime zu haben sind diese allerdings nicht erforderlich. Die Geschichte von Miyazakis Film darf thematisch getrost als zutiefst in der japanischen Kultur und Historie verankert angesehen werden, da sein Film im Jahr 1963 spielt. Ein Jahr vor Austragung der Olympischen Sommerspiele in Tokio und somit in einer Zeit, als sich Japans wirtschaftlicher Aufschwung nach dem verlustreichen zweiten Weltkrieg immer mehr seinen Weg bahnen sollte.
Sozusagen ein Land auf der Suche nach seiner eigenen Identität, was metaphorisch in Form des Klubhauses seinen Weg in die Handlung gefunden hat: So steht die Renovierung des Gebäudes doch eben für den Versuch Altes und Neues harmonisch miteinander zu vereinen – es obliegt also der ersten Nachkriegsgeneration, die Traditionen des Landes zu wahren und den Neubeginn zu wagen. Der Mohnblumenberg ist ganz sicher kein Film für jeden.
Wer Action oder phantastische Elemente in einem Anime braucht ist beim neuen Werk von Studio Ghibli gänzlich falsch. Mir persönlich hat der Film von Goro Miyazaki gut gefallen. In Sachen Zeichnungen und Musik erwartet euch die gewohnte Qualität von Studio Ghibli. Schon in den ersten Szenen ist zu erkennen, dass ein talentiertes Team an dem Film gearbeitet hat und die Charakteren ihren üblichen Wiedererkennungswert besitzen.
Besonders die detailreichen Hintergründe erzeugen einen nostalgischen Flair und fangen die Anfang der 60er Jahre herrschende Aufbruchstimmung Japans gelungen ein.
Die deutsche und japanische Tonspur überzeugen und unterstreichen die eher ruhige bis melancholisch-nachdenkliche Stimmung des Films. Jeder Charakter wurde mit einer passenden Stimme versehen. Der Soundtrack ist gewohnt stark und in manchen Momenten sogar großartig.
Ein lockerer Soundtrack, der perfekt die Ära widerspiegelt und gerne mal einen leichten Swing mit reinbringt. Zum Glück hat Universum Film darauf verzichtet die Lieder im Deutschen neu einsingen zu lassen. Ihr bekommt die japanischen Originalversionen mit Untertiteln präsentiert.
Wer also nach einem Film für einen ruhigen, stimmungsvollen Abend sucht, kann bei diesem Anime für die ganze Familie zugreifen.
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