Gedo Senki ist ein Anime von Studio Ghibli, welcher 2006 erschien. Die deutsche Version wird von Leonine Anime, Frenetic Films AG und Netflix lizenziert und zu Die Chroniken von Erdsee umbenannt. Der Film kann im Handel erworben werden. Dieser Anime wird hauptsächlich als Abenteuer, Drama, Fantasy und Romanze weiterempfohlen.
Handlung:
Erdsee ist ein Reich voller Mythen. Die Menschen leben im Einklang mit der Natur und sich selbst. Machtgier und Hass sind diesem Land völlig fremd. Doch eines Tages völlig unerwartet, droht eine unbekannte Macht das Verhältnis zwischen Gut und Böse aus dem Gleichgewicht zu bringen, was sich darin zeigt, dass Drachen und andere dämonische Wesen die Welt der Menschen betreten. Im Ungleichgewicht befindet sich auch die Seele des jungen Prinzen Arren, der vom Bösen in seinem Inneren gequält wird.
Dunkle Schatten bedrohen Arrens Geist und verleiten ihn sogar dazu seinen eigenen Vater zu töten. Unter Einsatz seines Lebens versucht Arren mit Ged, dem größten Zauberer Erdsees, das Rätsel der Bedrohung zu lösen und die Welt vor Schrecklichem zu bewahren. Wer ist für diese Katastophe verantwortlich? Kann Arren vor Cob beschützt werden? Wird es ihnen gelingen, die dunklen Mächte zu besiegen und das Gleichgewicht der Welt wiederherzustellen?
Synchronsprecher der deutschen Version:
Prinz Arren = Manuel Straube
Theru = Farina Brock
Ged = Ekkehardt Belle
Cob = Susanne von Medvey
Tenar = Kathrin Simon
Usagi = Gerd Meyer
Lebannen = Manuel Straube
Der König = Walter von Hauff
Die Königin = Martina Duncker
Händler = Tobias Lelle
Händlerin = Inge Solbrig
Mein Fazit:
Mit „Die Chroniken von Erdsee“ feiert Hayao Miyazakis Sohn Goro Miyazaki sein Debüt auf dem Regiestuhl. In die Fußstapfen erfolgreicher Eltern zu treten ist nie einfach, vor allem wenn man auch noch deren Beruf ergreift. Das gilt für Unternehmer genauso wie für Politiker oder Künstler – und damit auch Regisseure. Anfangs weigerte sich Goro Miyazaki vehement in die Fußstapfen seines Vaters zu treten bis Produzent Suzuki ihn doch überreden konnte. Leider führte dies wiederum zu großen Spannungen mit seinem Vater und der Vorlagenautorin, die sich Miyazaki Senior auf dem Regiestuhl gewünscht hatte.
Mir stellt sich die Frage der Fragen: Kann der Junior den hohen Ansprüchen des Ghibli-Publikums überhaupt gerecht werden? Goro Miyazaki macht im Grunde genommen alles richtig, handwerklich hat er das Zeug zum Regisseur, nur die Erfahrung scheint ihm zu fehlen. Der magische Funke, mit dem sein Vater scheinbar spielend leicht seine Filme verzaubern konnte, wollte bei Goro einfach noch nicht überspringen. Die Atmosphäre des Films wirkt weniger märchenhaft und orientiert sich stärker an dem klassischen Fantasy- Genre. Es bleibt zu hoffen, dass er in Zukunft noch weitere Chancen bekommt, um sein Talent zu zeigen und Erfahrungen zu sammeln.
Vielleicht kann er irgendwann das Vermächtnis seines Vaters übernehmen. Durch die Handlung ist der Film weit davon entfernt, an die großen Ghibli-Filme heranzureichen. Sie wirkt leider oft zu sprunghaft oder oberflächlich. Gleichzeitig muss man betonen, dass der Film weit genug davon entfernt ist ein völliges Desaster zu sein. Leider hat der Film generell Probleme einen anhaltenden Spannungsbogen aufzubauen. Zu oft werden neue Handlungsstränge eröffnet und dann nicht weiterverfolgt. Sogar die Haupthandlung geht innerhalb der Geschichte zeitweise verloren und wird letztendlich nicht vollständig aufgelöst.
Diese Umstände lassen ein ernüchtertes Publikum zurück. Dass der Film trotzdem gefällt, verdankt er seiner fantasievollen Erzählweise und den liebevollen Animationen. Die Charaktere wirken zeitweise etwas oberflächlich, sodass die emotionalen Momente nicht richtig funktionieren können. Der Hauptcharakter des Films, Prinz Arren, ist im Vergleich zu anderen Ghibli-Helden interessant, weil er eine dunkle Seite besitzt und an manchen Stellen des Films fast als Bösewicht durchgehen könnte. Leider bleibt seine Motivation oder der Grund warum er eine dunkle Seite besitzt verborgen.
Der eigentliche Star des Films ist meiner Meinung nach das Mädchen Therru. Schon ihr Design mit der Brandnarbe im Gesicht ist etwas völlig anderes. Sie sorgt mit ihrer Art für jede Menge Faszination und Gänsehaut. Bei Ghibli-Filmen ist eine moralische Botschaft – ähnlich einer Fabel – typisch. Jedoch fehlt hier die Verknüpfung zwischen Handlung und Moral. Es existiert zwar das sehr gut gewählte und auch vielversprechende Thema des ewigen Lebens und des Gleichgewichts in unserer Welt, jedoch bleibt es als unantastbarer Block abseits der Figuren und der Geschichte, wodurch es aufgesetzt und wenig authentisch wirkt. Eine Verbindung beispielsweise durch eine Metapher, eine Schlüsselszene oder ein Symbol wäre wünschenswert gewesen – bleibt aber leider aus.
Das vorgegebene Szenario raubt dem Zuschauer die Chance auf Interpretationsfreiraum. Zu konservativ wirkt das Charakterdesign und zu wenig abgedrehte Momente lockern die Stimmung auf. An einigen Stellen der Geschichte könnte man das Gefühl bekommen, dass dem Zuschauer wichtige Informationen vorenthalten werden. Informationen, die zwar im Buch enthalten sind, aber im Film nie erwähnt werden. Nur das gelungene Finale stimmt die Zuschauer versöhnlich, da die anfänglich im Film kurz auftretenden Drachen eine größere Rolle spielen dürfen.
Es lässt sich aber nicht von der Hand weisen, dass sich die – für einen handgezeichneten Film – erstaunlich kurze Produktionszeit von knapp zwei Jahren nicht unbedingt positiv auf das Endprodukt auswirkt. Der Zeichenstil ist vielleicht nicht ganz so detailverliebt wie in anderen Filmen des japanischen Studios, lädt aber dennoch oftmals zum träumen ein. Alles wirkt moderner und mir fällt auf, dass der Film zu großen Teilen am Computer entstanden ist. Die Proportionen der Figuren sind gut und die Animationen über aller Kritik.
Die deutschen Stimmen sind gut gewählt und bieten eine gelungene Synchronisation. Die Kritik mag anfangs vernichtend klingen, aber die Ansprüche an Studio Ghibli sind schon immer sehr hoch gewesen. Selbst die Märchen-Fabrik kann nicht immer nur Meisterwerke produzieren.
Die Chroniken von Erdsee sind nicht so schlecht, dass man sie gänzlich umgehen sollte. Über die gesamte Länge wird man immer wieder mit starken Szenen belohnt. Für kleinere Kinder ist der Film allerdings nicht zu empfehlen, da er einige düstere Szenen enthält.
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