Tenkuu no Shiro Laputa ist ein Anime von Studio Ghibli, welcher 1986 erschien. Die deutsche Version wird von Leonine Anime und Netflix lizenziert und zu Das Schloss im Himmel umbenannt. Der Film kann im Handel erworben werden. Dieser Anime wird hauptsächlich als Abenteuer, Action, Drama, Fantasy, Komödie, Mecha und Scifi weiterempfohlen.
Handlung:
Die junge Waise Sheeta lebt seit dem Tod ihrer Eltern allein in einer Hütte in den Bergen. Von ihrer verstorbenen Mutter hatte sie eine Halskette mit einem mysteriösen Edelstein geerbt. Dieser Anhänger dient als Schlüssel zu einer verborgenen Insel, welche im Himmel schwebt. In diesem „Schloss im Himmel“ sollen sich unschätzbare Reichtümer befinden und Waffen, welche die Welt beherrschen können. Leider ist die alte Zivilisation schon längst erloschen und nur noch wenige Menschen können sich an die Legenden erinnern. Der Regierungsagent Musca und die Piraten verfolgen nur ein Ziel: Laputa finden und sich diese Insel mit all ihren Schätzen aneignen. Aus diesem Grund schrecken sie nicht einmal davor zurück das unbedarfte Waisenmädchen zu entführen.
Sheeta wäre niemals in den Sinn gekommen, dass sie in Wahrheit die rechtmäßige Thronfolgerin der fliegenden Insel ist. In ihrer Not klettert sie aus dem Luftschiff, verliert das Gleichgewicht und stürzt in die Tiefe. Auf wundersame Weise bewahrt sie der Stein vor dem sicheren Tod und lässt sie sanft zur Erde gleiten. Mithilfe des Bergwerkjungen Pazu gelingt ihr die Flucht und sie begeben sich auf eine Reise, um das Rätsel um Laputa zu lösen und zu verhindern, dass der Stein und seine Macht in die falschen Hände gelangt. Woher kommt dieser magische Stein? Birgt die Insel Laputa tatsächlich Schätze und Reichtümer jenseits unserer Vorstellungskraft? Weshalb waren die ehemaligen Bewohner im Stande eine solche Insel zu erbauen?
Synchronsprecher der deutschen Version:
Pazu = Nico Mamone
Sheeta = Natalie Löwenberg
Dora = Ilona Grandke
Muska = Claus-Peter Damitz
Muoro = Manfred Erdmann
Louis = Claus Brockmeyer
Charlie = Christoph Jablonka
Henry = Jens-Holger Kretschmer
Duffi = Thorsten Nindel
Pomu = Werner Uschkurat
Großmutter = Ruth Küllenberg
Mein Fazit:
Das Schloss im Himmel ist der dritte Film des japanischen Regisseurs Hayao Miyazaki und das Debüt des damals frisch gegründeten Studio Ghibli. Die Geschichte von Das Schloss im Himmel ist eine Anspielung auf „Gullivers Reisen“ des englischen Schriftstellers Jonathan Swift. Miyazaki erzählt nicht nur eine spannende Abenteuergeschichte für Kinder, sondern bringt Erwachsene mit seinen Denkanstößen über das Verhältnis von Natur und Technik zum Nachdenken. So kann sich das kleine Publikum auf die humorvollen Anteile beschränken, während sich für die Erwachsenen ungeheuer komplexe und sehr kritische Hintergründe und Deutungsmöglichkeiten auftun.
Miyazakis Arbeiten treffen oft einen emotionalen Tonus, wie es nicht viele können. Er verliert sich zu keiner Zeit in aufgesetzten moralischen Botschaften, sondern stellt als weiser Filmemacher immer die Geschichte ins Zentrum. In seinen Filmen gibt es oft den Konflikt der Pubertät und den ersten Schritten vom Kind sein in Richtung Erwachsenwerden. Seine Protagonisten verlieren durch ihre eigene Reifung niemals das gesunde Maß an Kindlichkeit. Es wäre kein „typischer“ Miyazaki, würde der Film nicht mit liebenswerten Charakteren, fantasievollen Ideen und unerwarteten Wendungen aufschlagen. In jedem Bild sieht man die Hingabe der Leute, die am Entstehungsprozess beteiligt waren. Für mich ganz große japanische Filmkunst.
Der Film erzählt eine tiefgründige Geschichte, über eine sagenumwobene Insel, die perfekt ausgearbeitet ist. Wir lernen sehr schnell die Charaktere kennen und man versteht innerhalb weniger Sekunden, um was es genau geht und was die Motivationen der einzelnen Charaktere sind. Es gibt atemberaubende Animationen zu bestaunen, die für 1986 bahnbrechend waren und das Finale ist spektakulär inszeniert und bietet einen enorm großen Spannungsbogen.
Der Film wird in keinem Moment langweilig, es passiert immer etwas großartiges! Die Charaktere im Film sind zwar nicht so tiefgreifend und nuancenreich entwickelt, wie man es von späteren Werken gewohnt ist, aber Sheeta und Pazu, beides verlorene Waisenkinder, übernehmen gleich von Anfang an die Verantwortung füreinander. Zweifellos ergeben sie ein starkes Team, doch erkennt man im Laufe des Filmes keine nennenswerte Charakterentwicklung. Sheetas Darstellung mag für den männlichen Zuschauer leicht irritierend wirken. Durch Miyazakis Malkunst imponiert sie mit ihrer weiblichen Schönheit und bietet gleichzeitig eine kindliche Figur, die sogar konkret mit Pädophilie konfrontiert wird.
Mit diesem Hinweis möchte der Regisseur wohl auf die Grauzonen der täglichen Sexualfantasien aufmerksam machen. Ihre kleine Liebesgeschichte entwickelt sich ohne den kleinsten Funken Kitsch und kann man nur als süß und nicht überhastet bezeichnen. Man muss sie einfach ins Herz schließen und mit ihnen mitfiebern. Aber auch andere Charaktere sorgen für viel Witz und Charme, wie etwa die Piratenbande mit ihrer Anführerin. Die Piraten entwickeln sich letztlich zu den Helfern der Waisenkinder und tragen hinter einer scheinbar rauen Fassade durchweg freundliche Absichten.
Sympathisch werden sie spätestens in jenem Moment, in welchem sich die Besatzung als die Familie der Kapitänin herausstellt. Die kurze Schlägerei zu Beginn des Films gehört mit Sicherheit zu den lustigsten Prügeleien der Filmgeschichte. Die “Jungs” sind zu keiner Zeit verlegen, um nach ihrer “Mama” zu schreien, wenn sie einmal mehr in der Klemme stecken. Die Frauen und Mädchen stellen keine Anhängsel, Opfer oder Schaumaterial da. Sie sind farbenfrohe Charaktere mit Stärken und Schwächen, Zielen und Sorgen, die für sich selbst stehen, auch mal auf die Kacke hauen können, mal unendlich cool wirken und couragierte Helden sind.
Selbst Charaktere wie Dola, die Piratenanführerin, sind endlos charismatisch und unabhängig. Der beste Charakter im Film dürfte tatsächlich Dola, die alte Piraten-Oma sein. Ihr Charakter entwickelt sich am stärksten und wird zum Ende des Films eine echte Sympathieträgerin. Da können sich bis heute so einige Filmemacher eine dicke Scheibe von abschneiden. Sehr gut gelungen ist auch die Wandlung von Muska, der in seiner Darstellung als verrückt gewordener „Welteneroberer“ kaum besser hätte rüber gebracht werden können. Da kann man nur dazu sagen: Macht befällt die Menschen und frisst sich wie Parasiten in sie hinein. Muska zählt wohl zu den wenigen klar definierten Bösewichte der Ghibli-Geschichte.
Sieht man sich den Film gemeinsam mit Kindern an, so sollte man sich bewusst sein, dass Das Schloss im Himmel durchaus auch ernste Themen zu behandeln weiß. Schon bald beginnt ein Kampf zwischen Industrie und Natur, Freiheit und Unterwerfung, bei dem die Rolle und Verantwortung des Menschen zwangsläufig hinterfragt werden muss. Werden kleine Zuschauer also adäquat von Erwachsenen durch Das Schloss im Himmel begleitet, steht einer märchenhaften Unterhaltung nichts mehr im Wege.
Der Film wirkt beinahe zeitlos, was nur für Miyazakis Können als Regisseur und Geschichtenerzähler spricht. Die gezeichneten Bilder sind voller Leben, unendlich kreativ und einprägsam. Immer wieder gibt es aufregende Kamerafahrten und detailreiche, fantastische Umgebungen, die kaum vermuten lassen, dass der Film bereits über 35 Jahre auf dem Buckel hat. Er zeichnet niemals nur in Schwarz-Weiß, sondern verziert die Schwächen und Stärken der Menschen mit seinen buntesten Farben aus. Doch bleibt er seinem minimalistisch Stil treu, indem er seine Striche auf das Nötigste reduziert und die Charaktere in einer kaum vergleichbaren Vielfalt präsentiert.
Das Wichtigste an solchen Dramen ist die Qualität der Synchronisierung. Man sollte die Dialoge und emotionale Interaktionen fühlen können! Mein größter Respekt gilt den Synchronsprechern. Sie verleihen ihren Stimmen einen hoch emotionalen Ausdruck und überwältigen mit ihrer Leistung.
Ebenso Altmeister Hisaishi schafft es erneut der Atmosphäre des Films so viele Emotionen durch seine Musik hinzuzufügen, dass in Kombination mit der opulenten Optik eine ganz eigene Harmonie entsteht. Wer erwartet, dass man es bei ‚Das Schloss im Himmel‘ aufgrund der thematisch recht tiefgründigen Grundidee mit einem schwer verdaulichen Film zu tun hat, der irrt sich gewaltig – Miyazaki stürzt den Zuschauer ohne große Umschweife in ein Abenteuer, dass zusehends andere Dimensionen annimmt.
Deshalb ist jede Minute in diesem geschlossenen Werk Gold wert. Ich kann nur ein „Chapeau!“ an die Filmmacher aussprechen. Wer „Das Schloss im Himmel“ bisher verpasst hat: Unbedingt nachholen. Es lohnt sich auf jeden Fall!
Film auf Disk bestellen:
Das Schloss am Himmel Amazon
Folgt mir auf FB: Anime4Life