Karigurashi no Arrietty ist ein Anime von Studio Ghibli, welcher 2010 erschien. Die deutsche Version wird von Leonine Anime, Frenetic Films AG und Netflix lizenziert und zu Arrietty: Die wundersame Welt der Borger umbenannt. Der Film kann im Handel erworben werden. Dieser Anime wird hauptsächlich als Drama, Alltagsleben, Fantasy und Komödie weiterempfohlen.
Handlung:
Vor den Menschen verborgen lebt das 14-jährige Mädchen Arrietty mit ihren Eltern in einem Häuschen in einer Vorstadt Tokios. Eigentlich sind sie eine ganz normale Familie – abgesehen davon, dass sie nur wenige Zentimeter groß sind und unter den Dielenbrettern eines Schrankes wohnen. Alles was sie zum Leben brauchen, „borgen“ sie sich von ihren „großen Verwandten“. Sie versuchen unentdeckt zu bleiben, da die Menschen nichts von ihrer Existenz wissen dürfen. Bei ihrem ersten Beutezug wird die junge Borgerin Arrietty vom Menschenjungen Sho entdeckt, so dass der Familie nicht anderes übrig bleibt, als ihre Heimat zu verlassen.
Als sich die Beziehung zwischen Shou und Arrietty weiterentwickelt, greifen die Menschen in das Leben der Borger ein und bringen die ganze Familie in Gefahr. Shou und Arrietty arbeiten nun zusammen, um das Leben der Borger und deren Lebensart zu schützen. Sind vielleicht doch nicht alle Menschen eine Bedrohung? Muss alles was besonders ist eingesperrt werden? Warum darf eine Spezies überleben und eine andere nicht?
Synchronsprecher der deutschen Version:
Arriety = Soraya Richter
Shou = Maximilian Artajo
Sadako Maki = Monica Bielenstein
Haru = Beate Gerlach
Pod = Bernd Vollbrecht
Spiller = Julius Jellinek
Homily = Heidrun Bartholomäus
Lieferant = Rainer Fritzsche
Kammerjäger = Christoph Banken
Mein Fazit:
Bringt das japanische Animationsstudio Ghibli einen neuen Film ins Kino, reiben sich Freunde des gezeichneten Filmvergnügens erwartungsvoll die Hände. Seit Jahrzehnten schafft es die Traditionsfirma immer wieder, zauberhafte Filme zu produzieren, die durch tadellose Zeichentrickanimation, einfallsreich-fantastische Welten und liebevoll erzählte Geschichten bestechen und die US-Konkurrenz reihenweise wie plumpe Fließbandarbeit aussehen lassen. Die normale Welt wird zur fantastischen Spielwiese, wo Vertrautes verzaubert erscheint und der Alltag plötzlich märchenhaft werden kann.
Arietty ist ein kleines Juwel, welches man auf den ersten Blick leicht übersehen kann. Von der ersten Sekunde an ist man fasziniert und möchte in die unglaubliche Welt der Borger eintauchen. Hier merkt man einfach die Liebe zum Detail. Im Zentrum steht ein tapferes, liebenswertes Mädchen, welches durch die Freundschaft zu einem andersartigen Wesen – in diesem Falle einem Menschen -, Berge versetzen kann. Dieser Film zeigt, dass es nicht immer die Rettung der Welt, eine haarsträubende Liebesgeschichte oder einen Showdown zwischen Gut und Böse braucht. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die eine zeitlose Geschichte ausmachen.
Die kleine Arrietty und der Junge Sho geben zwei herausragende Charaktere aus unterschiedlichen Welten ab. Sie ist wunderbar neugierig und abenteuerlustig und er ist sensationell melancholisch. Im Mittelpunkt steht die ungleiche Freundschaft. Zwischen den Zeilen liest man immer wieder Kritik an der modernen, verschwenderischen Konsumgesellschaft, welche die Borger nicht recht nachvollziehen können. Sie „borgen“ von den Menschen immer nur das, was sie auch wirklich benötigen und für die Menschen verzichtbar ist.
Während man bei der Darstellung der Welt aus der Sicht der Borger von einem schönen Moment zum nächsten eilt, kommt die Welt der Menschen und damit die zweite Hauptfigur Sho etwas zu kurz. Er bleibt bis zum Schluss ein vergleichsweise blasser Charakter, der von Arrietty quasi an die Wand gespielt wird. Doch das Wichtigste für mich war die Botschaft des Anime: Hier zeigt sich, dass kleine Dinge Großes bewirken können und man trotz Erhabenheit jedes Leben schätzen sollte! Arrietty erzählt eine pädagogisch wertvolle Geschichte von gegenseitigem Respekt, Freundschaft und dem Bewusstsein für das Zusammenleben mit der Natur.
Wenn das Studio eines kann, dann ist es die Darstellung solcher dezenten, tief menschlichen Porträts – die stets für eine erhöhte Glaubwürdigkeit der Charaktere sorgen und den ein oder anderen markanten Empathie-Anflug fördern. Was den Zuschauern jedoch sauer aufstoßen könnte, ist das Ende des Films. Durch die vielen offenen Fragen, welche unbeantwortet bleiben, ist der Zuschauer gezwungen seine Fantasie spielen zu lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass viele über eine Fortsetzung glücklich wären.
Die Farben zeigen sich außerordentlich satt, die Zeichnungen wirken detailliert, der Soundtrack ist stimmig und die Schnitte sowie Animationen werden als äußerst angenehm wahrgenommen. Allein das recht simple durchs Haus schleichen wird hier regelrecht zelebriert und zu einem Fest für die Augen. Dort wurden einige Hilfsmittel genutzt, auf die ein normaler Mensch nie kommen würde.
Die deutschen Synchronsprecher wurden allesamt gut gewählt und können in unterschiedlichsten Situationen ihre Rolle perfekt vertonen. Meiner Meinung nach ist die größte Stärke des Films weniger die Handlung, sondern vielmehr die Liebenswürdigkeit mit der die Welt der Borger zum Leben erweckt wird.
Dieser Film gehört leider nicht zu den stärksten Ghibli-Filmen, doch ist er immer noch ein wunderschön erzählter Anime, welcher ans Herz geht.
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